Erkrankungen der Nebenniere

Erkrankungen an der Nebenniere führen entweder zu einer Überfunktion oder einer Unterfunktion des Organs. Aus chirurgischer Sicht sind die Tumore der Nebenniere die wichtigsten Erkrankungen. Diese können vermehrt Hormone produzieren und so zu einer Überfunktion der Nebenniere führen. Sie können aber auch funktionslos sein und durch Verdrängung des normalen Nebennierengewebes zu einer Funktionseinschränkung bis hin zum kompletten Ausfall der Nebenniere führen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass Erkrankungen, die nur eine der beiden Nebennieren betreffen, eher durch chirurgische Maßnahmen therapierbar sind als Erkrankungen, die beide Nebennieren betreffen.

Erkrankungen der Nebennierenrinde

Die wichtigsten Erkrankungen der Nebennierenrinde betreffen die Produktion von Cortisol und Aldosteron.

Überproduktion von Cortisol

= Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom, Morbus Cushing) Durch das dauerhafte Überangebot an Cortisol entstehen die typischen Symptome, wie zum Beispiel das „cushingoide“ Aussehen: Dies ist gekennzeichnet durch Stammfettsucht, Stiernacken, Striae rubrae (rote Streifen auf der Haut). Zusätzlich kommen erhöhter Blutzucker, Bluthochdruck, Osteoporose, Antriebsarmut und depressive Verstimmung vor. Die typischen Veränderungen durch den Hypercortisolismus treten sowohl beim Morbus Cushing als auch beim Cushing-Syndrom auf, da es bei beiden zu einer Überproduktion von Cortisol kommt.

Man unterscheidet:

a) ACTH-abhängiger Hypercortisolismus Hier liegt die Ursache in einer gesteigerten Produktion von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). Die Erkrankung geht dabei nicht ursprünglich von der Nebenniere aus. Eine mögliche Ursache wäre z.B. ein Adenom (Geschwulst) an der Hirnanhangsdrüse, das durch eine zu starke Produktion von ACTH die Nebennierenrinde dazu veranlasst, zuviele Hormone auszuschütten. Diese Erkrankung wird als Morbus Cushing bezeichnet.

b) ACTH-unabhängiger Hypercortisolismus Hier liegt die Ursache der Erkrankung in der Nebennierenrinde. Durch gut- oder bösartige Tumore der Nebenniererinde oder durch knotige Vergrößerung der Nebennierenrinde wird ein Übermaß an Hormonen produziert.

Diese Erkrankung wird als Cushing-Syndrom bezeichnet.

Überproduktion von Aldosteron

= Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) Das Hauptsymptom ist der durch die Vermehrung des Natriumgehaltes im Körper verursachte Bluthochdruck. Häufig sind auch Kopfschmerzen. Muskelschwäche und allgemeine Schwäche werden durch den Kaliumverlust bedingt, der aus der kaliumaustreibenden Wirkung von Aldosteron entsteht. Häufigste Ursache für das Conn-Syndrom ist eine gutartige Geschwulst der Nebennierenrinde, das sogenannte Conn-Adenom. Es ist in 70% – 90% der Fälle einseitig vorhanden und wird durch eine Operation entfernt. Alle anderen Formen des Conn-Syndroms sind seltener und betreffen häufig beide Nebennieren, so dass eine Operation nicht immer möglich ist.

Zusätzlich kommen in der Nebennierenrinde Störungen der Produktion von Geschlechtshormonen vor Bedeutsam aus chirurgischer Sicht sind die androgen- bzw. östrogenproduzierenden Tumore. Sie treten in allen Lebensaltern auf und sind häufig bösartig. Hauptsymptome sind Vermännlichung der Geschlechtsmerkmale bei der Frau (u.a. männliches Behaarungsmuster, Ausbleiben der Regelblutung) und Verweiblichung beim Mann (Schrumpfung der Hoden, Wachsen der Brustdrüsen und Unfruchtbarkeit) durch falsche Hormonproduktion.

Erkrankungen des Nebennierenmarks

Hier sind vor allem die Stresshormon-produzierenden Tumore von Bedeutung. Es handelt es sich um das sogenannte Phäochromozytom, bei dem es zu einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin kommt.

Die Hauptsymptome sind Bluthochdruck, der als Dauerhochdruck oder als anfallsartige Hochdruckkrise auftreten kann. Weiterhin können Herzrhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag, Kopfschmerzen, Schwitzen, Schwindel, Nervosität, Blässe und Gewichtsverlust vorkommen. Diese Tumoren können sowohl ein- als auch beidseitig auftreten, letzteres allerdings vor allem im Rahmen von vererbbaren Erkrankungen. Phäochromozytome sind in ca. 90% der Fälle gutartig, sie sollten aber aufgrund der starken Wirkung der von ihnen gebildeten Hormone wenn möglich entfernt werden.

Spezielle Tumoren der Nebennieren

1. Nebennierenkarzinome

Die sind insgesamt sehr selten (0,5 Fälle pro 1 Mio. Einwohner pro Jahr). In 50% der Fälle sind sie hormonell aktiv und produzieren dann eine Reihe verschiedener Hormone. Selten tritt eines der oben beschriebenen klassischen Syndrome auf. Die Symptomatik ist eher unspezifisch mit Fieber, Schmerz, Leistungsknick, Gewichtsverlust und gelegentlich Fieber. Manchmal ist der Tumor lokal tastbar. Grundsätzlich ist mit der Verdachtsdiagnose eines malignen Tumors eine Operationsindikation gegeben. Gelegentlich kann auch bei bereits bestehenden Tochtergeschwüsten, insbesondere bei hormonproduzierenden Tumoren, eine Entfernung des Tumors sinnvoll sein.

2. Inzidentalome

Sie fallen zufällig bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Untersuchung (Computertomographie, Kernspin) des Bauchraumes auf. Sie sind zumeist inaktiv (d.h.sie produzieren keine Hormone), sie können aber auch eine hormonelle Aktivität aufweisen, so dass entsprechende Hormonuntersuchungen durchgeführt werden sollten. Hinter dem Begriff Inzidentalom (= zufällig gefundener Tumor) können sich neben Adenomen der Nebennierenrinde und Phäochromozytomen auch verschiedene andere gutartige (Myelolipome, Haemangiome, Lipome, Zysten) und bösartige (Metastasen, Nebennierenkarzinome) Erkrankungen der Nebenniere verbergen.

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