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Behandlung der Nebenschilddrüsen
Operation pHPT
Da in über 80 % der Fälle dem primären Hyperparathyreoidismus eine vergrößerte Nebenschilddrüse zugrunde liegt, ist es das Ziel der Operation, diese vergrößerte Drüse zu entfernen. Wenn sie durch die o.g. Verfahren präoperativ sicher lokalisiert ist, kann sie über einen kleinen Schnitt ggf. in örtlicher Betäubung entfernt werden. Dabei kann man sich auch einer Videokamera (minimal invasives Operationsverfahren) bedienen.
Um die seltenen Fälle eines Doppeladenoms oder einer Vierdrüsenhyperplasie nicht zu übersehen, wird in solchen Fällen noch während der Operation der Parathormonspiegel kontrolliert. Da Parathormon eine sehr kurze Halbwertzeit hat (ca. 2 Minuten) sollte sich der Hormonspiegel bereits nach 10 Minuten normalisiert haben. Dieser Hormonspiegel kann innerhalb von 20 bis 30 Minuten bestimmt werden, so dass die Operation beendet werden kann, wenn sich der Hormonspiegel normalisiert hat. Anderenfalls müssen die anderen Nebenschilddrüsen ebenfalls aufgesucht werden. Wenn vor der Operation die Lage der vergrößerten Nebenschilddrüse nicht festgelegt werden kann, müssen ebenfalls alle vier Nebenschilddrüsen freigelegt werden.
Operation sHPT
Es handelt es sich hierbei um eine Erkrankung aller vier Nebenschilddrüsen, die deshalb alle entfernt werden müssen. Zudem wird der vom Hals erreichbare Anteil der Thymusdrüse entfernt, da sich möglicherweise vorhandene überzählige Nebenschilddrüsen zumeist hier befinden. In einer Reihe von Fällen wird anschließend ein Teil einer Nebenschilddrüse in die Unterarmmuskulatur eingepflanzt, so dass noch etwas Nebenschilddrüsenhormon produziert wird. Zusätzlich wird Gewebe eingefroren. Dieses Gewebe kann – falls dies erforderlich ist – zu einem späteren Zeitpunkt noch replantiert werden. Falls es in dem transplantierten Gewebe wieder zu einer Überfunktion kommt, kann es aus der Unterarmmuskulatur entfernt werden. Eine neue Operation am Hals ist hierfür nicht erforderlich.
Medikamentöse Behandlung
Seit einigen Jahren gibt es ein Medikament (Mimpara), mit dem sowohl Calcium wie Parathormonspiegel bei Patienten mit einer Nebenschilddrüsenüberfunktion günstig beeinflusst werden können. Es muss jedoch dauerhaft eingenommen werden und ist relativ teuer. Langzeiterfahrungen mit diesem Medikament liegen noch nicht vor.
Mögliche Komplikationen
Komplikationen sind nach Nebenschilddrüsenoperationen insgesamt selten. Wundheilungsstörungen oder Infektionen sind Raritäten, Nachblutungen sind ausgesprochen selten, aber nicht ungefährlich. Deshalb müssen Patienten nach einer Nebenschilddrüsenoperation im Krankenhaus beobachtet werden. Wie bei einer Schilddrüsenoperation kann auch bei einer Operation an den Nebenschilddrüsen der Stimmbandnerv verletzt werden. Eine Schädigung des Stimmbandnerven führt zu einer Heiserkeit. Das Risiko einer solchen Schädigung liegt bei unter 1 %. Eine Lähmung beider Stimmbänder ist eine extrem seltene, aber ausgesprochen schwerwiegende Komplikation. Sie führt zur Unfähigkeit, die Stimmritze zu öffnen, so dass eine Atembehinderung vorliegen kann. Dies kann einen Luftröhrenschnitt erforderlich machen; dies kam bei einer Operation an den Nebenschilddrüsen im Marienhospital Osnabrück noch nicht vor.
Phase nach der Operation
Nach einer Operation wegen einer Nebenschilddrüsenüberfunktion sollte es zu einem Abfall des Calciumspiegels kommen. Bei Patienten mit einem primären Hyperparathyreoidismus kann es einige Tage dauern, bis die normalen Nebenschilddrüsen ihre Funktion wieder ausreichend aufnehmen. Die Patienten merken dies oft an einem Kribbeln an den Finger und an den Lippen. Dieses Kribbeln lässt sich durch Einnahme von Calcium rasch beseitigen. Es zeigt dem Chirurgen jedoch, dass die Erkrankung mit großer Sicherheit erfolgreich behandelt wurde.
Patienten mit einem sekundären Hyperparathyreoidismus merken den Calciumabfall häufig nicht, obwohl er zumeist sehr viel ausgeprägter ist. Die schwere Entkalkung des Knochens führt dazu, dass nach Entfernung der Nebenschilddrüsen große Mengen Calcium in den Knochen eingebaut werden. Diese Patienten benötigen deshalb nicht selten große Mengen Calcium, die dann als Infusion gegeben werden müssen. Die Knochenschmerzen sind häufig bereits zum Entlassungszeitpunkt deutlich gebessert.
Organisatorischer Ablauf
In den allermeisten Fällen ist die Diagnose der Erkrankung bereits durch den Hausarzt oder einen Nephrologen gestellt worden. Alle Patient*innen werden in unserer Sprechstunde entweder von Prof. Dr. Nies oder einem der Oberärzte noch einmal gesehen. Hier werden alle bisherigen Befunde besprochen und wenn erforderlich noch ergänzt. Während der Sprechstunde wird ein Operationstermin vereinbart. Dieser liegt im Allgemeinen innerhalb der nächsten 2 Wochen.
Am Aufnahmetag erhalten Sie Informationen über die Station und über das Krankenhaus. Sollten Patienten mit einer längeren Anreise auf eine Dialyse angewiesen sie, so wird dies im Vorfeld mit unserer Dialyseabteilung abgesprochen. Im Regelfall findet die Operation am Folgetag der stationären Aufnahme statt. Der Zeitpunkt der Entlassung ist insbesondere bei Patienten mit einer sekundären Überfunktion der Nebenschilddrüsen von vielen Faktoren abhängig und kann stark differieren. Patienten mit einer primären Überfunktion können oft nach 2-3 Tagen entlassen werden.