Hirntumorerkrankungen

Wir behandeln das gesamte Spektrum von Tumoren innerhalb des Schädels (intrakranielle Tumoren). Diese können sowohl vom Hirn- oder Nervengewebe selbst als auch von den umgebenden Strukturen wie Hirnhäuten, Gefäßen oder den Drüsen, ausgehen. Viele der Tumoren sind gutartig, z.B. niedriggradige Astrozytome, Meningeome, Cavernome oder Hypophysenadenome; manche zeigen aber ein bösartiges Wachstumsverhalten, z.B. Glioblastome oder auch Hirnmetastasen oder Metastasten von Krebsgeschwülsten einer anderen Körperregion. 

Tumoren können sich schon durch allgemeine Beschwerden wie Kopfschmerzen, Kopfdruck, Übelkeit, Schwindel und allgemeiner Leistungsverminderung bemerkbar machen. Sie führen aber häufig auch zu ganz spezifischen neurologischen Ausfallserscheinungen. Dies können Sehstörungen sein, Bewegungsstörungen von Arm oder Bein, Schwerhörigkeit auf einem Ohr etc.. Nach einer Untersuchung in einer Praxis oder im MVZ Neurochirurgie erfolgt meist die Durchführung einer bildgebenden Diagnostik, also Computertomographie (CT) und/oder Kernspintomographie (MRT). 

In unserer Klinik stellen wir anhand der neurologischen Untersuchung und aller notwendigen technischen Untersuchungsergebnisse fest, auf welche Weise wir den Tumor so effektiv und schonend wie möglich operieren können. Hierzu setzen wir modernste Planungsverfahren und computergesteuerte, minimal-invasive Operationstechniken mit speziellen Mikroskopen ein (Neuronavigation). Im Folgenden finden Sie einige Hirntumorerkrankungen genauer dargestellt. Diese stellen einen Ausschnitt aus unserem Behandlungsspektrum dar. 

Hirneigener Tumor (Gliom)

Entstehung und Einteilung der Gliome

Da Nervenzellen im Rahmen ihrer hohen Spezialisierung die Fähigkeit zur Zellteilung verloren haben, können sie keine Neoplasien bilden, also keine gutartigen oder bösartigen Tumore entwicklen.

Allerdings besteht das Gehirn nicht nur aus Nervenzellen, sondern zu einem Grossteil aus sogenannter Hirnstützsubstanz (Glia). Dabei unterscheidet man im wesentlichen Astrozyten und Oligodendrozyten. Neben diesen Gliazellen findet man auch weitere Bindegewebe und natürlich Blutgefäße im Gehirn.

Die Tumoren, die sich aus den Zellen der Glia entwickeln, nennt man Gliome. Dabei kann man abhängig von der jeweiligen Ursprungszelle Astrozytome und Oligodendrogliome finden.

Gemäß ihrem Wachstumsverhalten werden die Gliome in 4 Grade der Dignität, also der Gut- bzw. Bösartigkeit eingeteilt. Astrozytome und Oligodendrogliome des Grad 1 sind als gutartig zu bezeichnen. Je aggressiver ein Tumor wächst, umso höher ist die Gradeinteilung. Gliome des Grad 4 werden im Allgemeinen als Glioblastome bezeichnet, da oft nicht mehr klar erkennbar ist, ob hier ein Astrozyt oder ein Oligodendrozyt als Ursprungszelle vorlag.

Operative Therapie der Gliome

Solange sich der Tumor innerhalb des Gehirns noch nicht zu stark ausgebreitet hat und sofern seine Lokalisation eine Entfernung des Tumors ohne unakzeptable neurologische Defizite erlaubt, ist die Operation in der Regel der erste und wichtigste therapeutische Schritt. Durch die Entnahme des tumorös-veränderten Gewebes ergibt sich für den Neuropathologen die Möglichkeit, durch histologische Untersuchungen die genaue Diagnose und den Grad der Dignität (s.o.) festzustellen. Ausserdem kann durch die Operation die raumfordernde Wirkung des Tumors am effektivsten reduziert werden.

Falls der Tumor nicht sinnvoll operativ entfernt werden kann, so kann über eine kleine Eröffnung des Schädels eine per Computer-navigation geführte Probenentnahme aus dem Tumor erfolgen. Dabei wird über einen dünnen Katheter eine kleine Gewebsmenge aus dem Tumor entnommen und dem Neuropathologen zugesandt.

Strahlentherapie / Chemotherapie

Abhängig vom neuropathologischen Ergebnis der Operation sind dann ggf. weitere Therapieschritte erforderlich. Dabei kommen bei Tumoren mit Grad 3 oder 4 (bösartige Gliome) vor allem die Strahlentherapie (Radiatio) und eine medikamentöse Therapie (Chemotherapie) in Betracht.

Die genaue Therapieplanung muss daher bei jedem Patienten individuell durchgeführt werden. Dafür haben wir unsere operative Erfahrung in der Behandlung von Hirn- und Nerventumoren mit der Kompetenz der onkologischen Klinik des Franziskushospital Harderberg (Prof. Dr. Dr. J. Atzpodien) im Rahmen einer neuroonkologischen Zusammenarbeit gebündelt. Dadurch wird eine leitliniengerechte Behandlung mit modernsten Therapiestrategien in Osnabrück möglich.

Tumor der Hirnanhangsdrüse

Die Hypophyse, auch Hirnanhangsdrüse genannt, ist eine wichtige Quelle für verschiedene Hormone des menschlichen Körpers. Hormonstörungen - also eine Über- oder Unterfunktion dieser Drüse - können durch einen Tumor – das Hypophysenadenom - hervorgerufen werden. Die Folgen dieser Hormonstörungen sind sehr vielfältig, sie können z.B. Fettsucht, Riesenwuchs und Störungen der Geschlechtshorme bedeuten. Die genaue Hormondiagnostik sollte durch einen Endokrinologen (auf Erkrankungen des Hormonhaushaltes spezialisierte Ärzte) erfolgen.

Bei dem Hypophysenadenom handelt es sich um einen gutartigen Drüsentumor, der im Normalfall nach einer Behandlung nicht wieder auftritt. Einige dieser Tumoren können medikamentös behandelt werden. Falls eine Operation notwendig ist, erfolgt diese in den meisten Fällen durch die Nase ohne eine sichtbare Schädelöffnung. Selbst bei Patienten, bei denen keine Hormonstörung vorliegt, muss die Frage nach einer Operation unbedingt geklärt werden, da Hypophysenadenome durch ihre Nachbarschaft zu den Sehnerven an der Schädelbasis zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen können.

Bei der Operation wird der Tumor durch die Nase mit einem Operationsmikroskop unter Schonung des gesunden Gewebes der Hirnanhangsdrüse entfernt. Nach der Operation wird der Patient für eine Nacht auf einer Observationsstation überwacht, die Nase ist durch zwei Tamponaden verschlossen. Am Tag nach der Operation kann der Patient bereits das Bett verlassen, die Tamponaden werden am Folgetag entfernt. Die Entwicklung der Hormonsituation wird genau kontrolliert. Manchmal müssen noch Hormone als Medikamente eingenommen werden. Nach einer Woche des stationären Aufenthaltes kann der Patient meist nach Hause entlassen werden.

Kleinhirnbrückenwinkeltumor

Eine wichtige Region für die Entstehung von Hirntumoren ist der Bereich, in dem sich der Hirnstamm und das Kleinhirn treffen. Wenn man durch ein Ohr in den Kopf schauen könnte, würde man etwa diesen Bereich erblicken. Hier findet sich der Ursprungsort bestimmter wichtiger Hirnnerven, u.a. des Hör- und Gleichgewichtsnerven und des Nerven für die Gesichtsmuskulatur. Daher kommt es oft zu einer typischen Symptomatik mit Hörminderung, Ohrgeräuschen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen manchmal auch mit einer Lähmung der Gesichtsmuskultur.

Als Ursache findet sich in der Diagnostik durch Computertomographie und/oder Kernspintomographie meist ein gutartiger Tumor, der entweder vom Gewebe der entspringenden Hirnnerven (z.B. Akkustikusneurinom) oder von den Hirnhäuten (Meningeom, s.o.) ausgeht. Die Diagnostik und Behandlung der Tumoren erfolgt in enger Kooperation mit der hiesigen Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.

Die Therapie erfolgt überwiegend operativ. Über einen Schnitt hinter dem Ohr wird das Hinterhaupt dargestellt und eröffnet. Nach Einschneiden der Hirnhaut kann der fragliche Bereich am Kleinhirn vorbei eingesehen werden. Der Tumor wird unter Schonung der Hirnnerven entfernt. Dabei kann durch das elektrophysiologische Monitoring (Überwachung der Nervenfunktionen) jederzeit erkannt werden, wenn die Manipulation die Hirnnerven beeinträchtigt. Somit kann die Operation unter weitestmöglicher Erhaltung der Hirnnervenfunktionen erfolgen.

Nach der Operation werden die Patienten auf der Überwachungsstation beobachtet und können in der Regel am nächsten Tag auf die Normalstation verlegt werden. Das Gleichgewicht wird durch physiotherapeutische Behandlung trainiert. Nach einer Woche kann das Nahtmaterial entfernt und der Patient aus der stationären Behandlung entlassen werden.

Meningeom

Meningeome sind meist gutartige Tumoren, die von den Hirnhäuten (Meningen) ausgehen und durch ein langsames Wachstum gekennzeichnet sind. Sie können überall dort entstehen, wo das Hirngewebe von Hirnhäuten umgeben ist und verdrängen durch ihr zunehmendes Volumen innerhalb des begrenzten Schädels das Nervengewebe.

Die Symptomatik richtet sich nach dem Sitz des Tumors. Häufig wird das Wachstum des Tumors relativ lange vom Hirngewebe „geduldet“, ohne dass eine Symptomatik auffällig wird. Schließlich kann es zu Kopfschmerzen, Krampfanfällen, Sehstörungen, Beeinträchtigungen des Riechens oder Schmeckens, Lähmungen oder Gefühlsstörungen, etc. kommen.

Die Diagnostik umfasst in der Regel schnittbildgebende Verfahren wie die Computertomographie und/oder die Kernspintomographie.

Meningeome sind einer medikamentösen oder strahlentherapeutischen Therapie kaum zugänglich, so dass praktisch nur die Operation als Therapie in Frage kommt. Dabei wird der Schädel durch eine so genannte Kraniotomie eröffnet. Die Computernavigationseinheit ermöglicht dabei eine möglichst kleine Eröffnung. Der tumortragende Teil der Hirnhaut wird mitsamt dem Tumor entfernt und die Hirnhaut an dieser Stelle durch körpereigenes Gewebe aus der Kopfhaut ersetzt, bevor der Schädelknochen wieder verschlossen wird.

Nach der Operation werden die Patienten auf der Überwachungsstation beobachtet und können am nächsten Tag auf die Normalstation verlegt werden. Nach einer Woche wird das Nahtmaterial entfernt und der Patient kann aus der stationären Behandlung entlassen werden.

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