Moderne Behandlungsmöglichkeiten der Stuhlinkontinenz – Kurzinformationen für Ärzt*innen

Einleitung
Die Stuhlinkontinenz hat eine hohe Inzidenz. Angaben hierzu variieren abhängig vom Studiendesign. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer und die Inzidenz nimmt mit dem Alter zu. Insgesamt kann eine Lebenszeitprävalenz von 8 % bei allen Frauen angenommen werden (1), im hohen Alter dürften es rund 20 % sein (2). Für Ärzt*innen sind insbesondere zwei Umstände relevant, welche die Patienten begleiten: Die Belastung durch das Symptom Stuhlinkontinenz ist erstens enorm hoch (3,4), so dass die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist. Zweitens ist die Scham über das Symptom besonders groß, so dass sich die Patienten nur selten und immer erst nach langen Jahren des Leidens an ihren Arzt / ihre Ärztin wenden, um Hilfe zu suchen. Unsere Sprechstundenerfahrung ist, dass sich Patientinnen mit diesen Beschwerden zuerst an ihre/n Gynäkologen/in wenden. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig und bei konsequentem Einsatz und einfühlsamer Betreuung der Patientinnen sehr häufig erfolgreich.

Therapie der Stuhlinkontinenz
Nach unserer Erfahrung ist das empathische ärztliche Gespräch bereits der erste wirksame Schritt, um das Leiden zu vermindern. Bei kompetenter Therapie ist die Prognose gut, allein dieses zu wissen ist eine erste große Hilfe für die Patienten. Die Behandlung erfolgt stufenweise: diätetische Maßnahmen und eine Stuhlregulation können bei milden Symptomen (Stuhlinkontinenz Grad I) bereits ausreichen. Bei Persistenz der Beschwerden oder auch bereits ausgeprägteren Formen der Stuhlinkontinenz wird eine Biofeedback-Therapie (Abbildung 1 a,b) angewendet (5). Diese ist verordnungsfähig, die Kosten werden bei sorgfältiger Indikationsstellung vollständig von der Krankenversicherung übernommen. Sollte die Biofeedback-Therapie nach 3 – 6 Monaten keinen Erfolg erbringen, wird weltweit als nächster Schritt die testweise Sakralnervenstimulation (Schrittmachertherapie) angewendet (Abbildung 2 a-c) (6). Hierbei wird zunächst über eine perkutan eingebrachte Sonde eine externe Stimulation der Sakralnerven im kleinen Becken über 3 – 4 Wochen durchgeführt. Bei erfolgreicher Teststimulation wird ein Schrittmacher unter die Haut implantiert, von außen nicht sichtbar. Diese Therapie wird sowohl für die Harndranginkontinenz (überaktive Blase), als auch für die Stuhlinkontinenz eingesetzt.

Beratung und Behandlung  bei uns
Wir beraten Ihre Patientinnen gerne über die Behandlungsmöglichkeiten bei jeder Form der Stuhlinkontinenz. Hierzu kann ein Termin in unserer Spezialsprechstunde (MVZ für Proktologie, Kontinenz- und Beckenbodenchirurgie) vereinbart werden. Eine Überweisung vom Hausarzt oder Facharzt ist ausreichend. In unserem Kontinenz- und Beckenbodenzentrum werden die Fälle interdisziplinär erörtert, hieraus gehen abgestimmte und individualisierte Therapieempfehlungen für jede Patientin hervor.

Literatur
(1) Ditah I et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2014
(2) Zeeh J Fortschritte der Medizin MMW 2019
(3) Coyne KS et al. BJU Int. 2003
(4) Jelovsek JE et al. Am J Obstet Gynecol 2006
(5) Vonthein R et al. Int J Colorect Dis 2013
(6) Gelos M et al. Chirurg 2018

Zurück zum Seitenanfang