05.04.2016: Auslandseinsatz in Irland- Sechs Wochen auf der grünen Insel
„Remember you are working in someone else’s home“ – unter diesem Motto konnte ich sechs Wochen lang eine sehr persönliche und dem Menschen zugewandte Pflege in einem privaten Seniorenwohnheim mit integrierter ambulanter Tagespflege in Dun Laoghaire, in der Nähe von Dublin, erleben und dabei mitwirken.
Nachdem ich durch meine Klassenleitungen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass nicht nur für die dualen Studenten, sondern auch für uns Gesundheits- und Krankenpflegeschüler die Möglichkeit besteht, einen Einsatz im Ausland zu machen, habe ich begonnen mich in mehreren englischsprachigen Ländern zu bewerben. Einzige Auflage der Schule war, dass der Dienst als ambulanter Einsatz gewertet werden kann und sich das Land in Europa befindet. Dafür brauchte ich allerdings eine Menge Geduld und Durchhaltevermögen, da oftmals entweder gar keine Antwort oder eine Absage von den Einrichtungen kam. Durch die Hilfe von Hendrik Ortmann, der mir sowohl seine Bewerbungsunterlagen als auch die Empfehlung für das Ashford House Nursing Home gab, konnte ich mich nach einiger Zeit über eine Zusage aus Irland freuen. Als weitere Vorbereitungen auf den Einsatz versuchte ich noch eine geeignete Unterkunft zu finden, da mir von der Einsatzstelle keine zur Verfügung gestellt werden konnte. Leider stellte sich bei meiner Ankunft heraus, dass man der Internetsuche besser nicht vertrauen sollte, da ich in einem ziemlichen Chaos landete. Als ich dann montags meinen ersten Arbeitstag hatte, war das Team von Anfang an sehr offen und hilfsbereit und letztendlich bin ich dann noch am selben Abend zu einer Kollegin gezogen. Dort konnte ich mit ihrer Familie die sechs Wochen verbringen und habe mich schnell eingelebt.
Das Besondere am Ashford House ist meiner Meinung nach die sehr individuell abgestimmte und fürsorgliche Pflege. Durch einen guten Personalschlüssel war eine persönliche Betreuung der 28 Bewohner jederzeit gewährleistet. Für mich war es interessant zu beobachten, wie der Umgang mit den zu 90 % an Demenz erkrankten Bewohnern ist. Ich erkannte Strukturen der Validation, die ich zwar in Deutschland theoretisch besprochen, aber noch nie in der Praxis umgesetzt gesehen hatte. Es wurde auf die einzelnen Bedürfnisse und Gefühle der Bewohner eingegangen, so gab es für jeden eine Art Ausweis, auf dem beschrieben war, welche Schlaf- und Essgewohnheiten die Person hat, wie viel Hilfe er oder sie bei einzelnen Tätigkeiten benötigt und ob es spezielle pflegerische Aspekte wie z.B. Dekubitusgefährdung oder Aspirationsgefahr, zu beachten gibt. Dies machte es mir als Fremde sehr leicht mich in die neue Arbeit einzufinden und die Bewohner richtig zu betreuen. Sehr gut gefallen haben mir auch die Aktivitäten, die täglich angeboten wurden. Von der Tiertherapie über Gebete und Singen bis hin zu Handmassagen gab es ein vielseitiges Repertoire. Außerdem war ich sehr beeindruckt von der Kreativität des Personals, die sich immer neue Ideen für die Bewohner einfallen lassen. Zu diesen Aktivitäten kamen auch Tagespflegegäste. Im Gegensatz zu meinem Krankenhausalltag hier in Deutschland konnte man sich dort Zeit für jeden Einzelnen nehmen und seinen Bedürfnissen entsprechend pflegen. Ich habe bisher noch nicht in einem Seniorenheim in Deutschland gearbeitet und kann deshalb nicht sagen, wie es im Vergleich ist, aber ich würde mir wünschen, dass es auch so eine individuelle Pflege gibt. Natürlich ist der Vergleich mit einem Akutkrankenhaus nicht sinnvoll, da dort die Priorität auf der Behandlung von Krankheiten liegt, aber trotzdem finde ich, dass auch dort die Menschlichkeit im Vordergrund stehen sollte.
Meine Erfahrungen aus Irland sind, abgesehen von dem etwas holprigen Start, durchweg positiv. Ich habe mich im Team und auch im Umgang mit den Bewohnern sehr wohl gefühlt. Ich hatte angenehme Arbeitszeiten von 9:00- 17:00 Uhr. Normalerweise wird dort in einem Zweischichtsystem von acht bis acht gearbeitet. Vielen Kollegen gefiel dieses System auch, weil man dann mehrere Tage frei hat. In Ashford arbeiten viele Krankenpflegehelferinnen und –helfer und nur wenige examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen. Die Aufgabenverteilung ist auch eine deutlich andere, als ich das auch Deutschland gewohnt war, denn die Helfer waren für Körperpflege, Nahrungsaufnahme und Aktivitäten zuständig, während die Examinierten nur für die Dokumentation und Überwachung der Medikamente eingeteilt waren. Ein gravierender Unterschied fiel mir auch in Bezug auf die Hygiene auf, denn ich bin es gewohnt meine Hände vor und nach sämtlichen Tätigkeiten zu desinfizieren. Dort wurden die Hände allerdings nur mit Wasser und Seife gewaschen, was ich als unpraktisch und nicht effektiv empfand. Somit konnte ich zwar im fachlichen Bereich nicht viele neue Erfahrungen sammeln, dafür aber eine Menge im kommunikativen und menschlichen.
Da ich an den Wochenenden frei hatte, konnte ich auch viel von der Insel sehen und erkunden. Es ist eine gute Erfahrung auf sich allein gestellt viele Dinge zu organisieren und zu unternehmen. Ich habe viele Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen dürfen und hatte unglaublich schöne Erlebnisse. Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf die Reise zu machen und mal etwas Neues auszuprobieren.
An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz herzlich bei meinen Klassenleitungen, meiner Bezugslehrerin und Schwester Hanna bedanken, die mir die Möglichkeit gegeben haben, Auslandserfahrungen zu sammeln und bei Hendrik, ohne den ich nicht nach Ashford gekommen wäre und dort eine fantastische Zeit gehabt hätte.
Wenn ihr auch gerne tolle Erfahrungen im Ausland machen möchtet und noch Fragen bezüglich Bewerbungen o. Ä. habt, könnt ihr mir gerne eine E-Mail schreiben: k.schmitz1@ gmx.net
Katrin Schmitz; E Oktober 2014