29.02.2016: Supervision in der Fachweiterbildung Leitungsaufgaben in der Pflege

Immer wieder werden  im Unterricht  in der Fachweiterbildung für Leitungsaufgaben in der Pflege am Bildungszentrum St. Hildegard die besonderen Herausforderungen des mittleren Managements thematisiert. Hier sind beispielsweise die Rollenkonflikte zwischen der Funktion als Leitung und als Pflegekraft zu nennen. Auch das Spannungsverhältnis zwischen dem Anspruch der besten Versorgung für den Patienten und dem Anspruch einer wirtschaftlichen Führung des eigenen Bereiches, die hohe Arbeitsbelastung oder der Konflikt zwischen Effizienz und Pflegeethos werden thematisiert. Die Verdichtung der Arbeit führt zu Überforderungssituationen (vgl. Stubenvoll 2007). Die Pflegepersonen im mittleren Management haben die Strategien des Topmanagements in konkretes Unternehmenshandeln umzusetzen. Zugleich geraten sie oft in eine sogenannte Sandwich-Position zwischen den Vorgaben des Topmanagements und den Bedürfnissen der Mitarbeiter vor Ort (vgl. Meyer  2011).

Daher müssen Pflegepersonen, die mit Leitungsaufgaben in der Pflege beauftragt werden, ein breites Maß an Kompetenzen aufweisen, um den vielschichtigen Ansprüchen ihrer Position zu genügen. Dabei ist die Reflexionsfähigkeit von besonderer Bedeutung. „Reflexionsfähigkeit versetzt Menschen in die Lage, das eigene Handeln und Verhalten zu beleuchten. Eigene Defizite können erkannt und sinnvolle Strategien zum Ausgleich der persönlichen ‚Schwachstellen’ können entwickelt werden“ (vgl. Weidlich 1998). Dazu gehört unter anderem, eigene Reaktionen und Verhaltensweisen zu kennen. Da Reaktions- und Verhaltensweisen in der Vergangenheit gelernt wurden, ist diesbezüglich auch eine Auseinandersetzung mit vergangenen eigenen Erfahrungen erforderlich. Dieses befähigt dazu, sich kritisch zu hinterfragen aber auch dazu, eigene Erfolge zu erkennen und anzuerkennen.

Diese Reflexionsfähigkeit zu fördern,  war Gegenstand der Supervision, die wir erstmalig in der Fachweiterbildung für Leitungsaufgaben in der Pflege in dem laufenden Kurs 2015 – 2017 angeboten haben. In drei Kleingruppen konnten die Teilnehmer ihr berufliches Handeln mit Unterstützung von externen Supervisor/innen an drei Vormittagen reflektieren. Folgende Ziele wurden dabei verfolgt:

·         Kennenlernen des Instrumentes von Supervision / Coaching mit dem Ziel, die Hemmschwelle für die Inanspruchnahme von Unterstützung bei späteren beruflichen Fragen zu verringern

·         Reflexion der eigenen Rolle / Rollenfindung

·         Eine vertiefte  Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und Auswirkungen auf das Führungshandeln.

·         Führungsqualitäten und Führungsstil reflektieren.

·         Arbeiten mit den eigenen Stärken und Schwächen. Durch die vertraute Atmosphäre in der Kleingruppe  und einem „externen“ Coach wird das Offenlegen von eigenen Schwächen erleichtert und eine intensivere Weiterentwicklung ermöglicht.

·         Abgrenzung zur kollegialen Beratung. In der kollegialen Beratung liegt der Fokus auf pragmatische Probleme und Lösungsorientierung. Eine persönliche Auseinandersetzung und Reflexion mit der eigenen Geschichte findet nur am Rande statt.

Die anschließende Evaluation der Ausbildungssupervision durch Befragung und Fragebögen ergab, dass die gesetzten Lernziele durch die Ausbildungssupervision im Wesentlichen erreicht wurden. Die Supervision wurde persönlich als hilfreich bzw. sehr hilfreich bewertet. Hier einige Begründungen aus den Fragebögen:

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Die Supervision ist sinnvoll:

-          „Weil Themen angesprochen wurden, die man sonst nicht ansprechen würde“

-          „Weil sie von einer Person gesteuert wird, die nochmal gezielter nachfragen kann, weil sie außerhalb der Institution steht“

-          „Neue Lösungsansätze gebracht wurden“

-          „Weil es einen geschützten Raum für die eigenen Problemstellung gab“

-          „ Noch tiefer auf ein Problem eingegangen wird“

 

Alle Teilnehmer/innen würden die Supervision für die Fachweiterbildung empfehlen. Generell wurde der Wunsch nach Ausweitung der Supervision geäußert. Dass Supervision als Prozess zu verstehen ist und „eigentlich“ mehrerer Sitzungen über einen längeren Zeitraum bedarf, war uns im Vorfeld deutlich. Wir hoffen aber, bei den TeilnehmerInnen die Bereitschaft der Unterstützungssuche und Hilfeannahme in Eigenregie angestoßen zu haben.

Maria Thobe

Fachbereichsleitung der Fachweiterbildung für Leitungsaufgaben in der Pflege am Bildungszentrum

Supervisorin (M. Sc.)

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