10.11.2014: Finnland, Schweden, Schweiz, Zypern oder Brasilien, wie sieht sie aus, die Rolle der Pflegenden?

Mitte März packten wir, Studenten der Gesundheits- und Krankenpflege, unsere Koffer. Nein, auf Kursfahrt ging es nicht. Uns erwartete wohlmöglich ein größeres Abenteuer.
Für drei Monate verließen wir Deutschland und arbeiteten in einem anderen Land im Gesundheitswesen.
Ob Finnland, Schweden, Schweiz, Zypern oder Brasilien für jeden von uns hatten sich, dank der Bemühungen der Hochschule Osnabrück, eine Hochschule und ein geeigneter Arbeitsplatz im Ausland gefunden.
Nach monatelanger Vorbereitung ging es dann endlich los. Nach einer ersten Einführungswoche im jeweiligen Land starteten unsere Praktika in den verschiedensten Einsatzbereichen. So vielfältig wie die Ziele, waren auch die Einsatzbereiche. Neben Einsätzen im Krankenhaus erhielten einige von uns zudem Eindrücke in der ambulanten Pflege, in Gesundheitszentren, Rettungsdiensten und vieles mehr.
Im Folgenden berichten mehrere Studierende über ihre Erfahrungen, die sie während der drei Monaten im Ausland gemacht haben:

Brasilien: Land der Versicherungslosen mit hohem Ansehen der Pflegekräfte Santa Maria, Rio Grande do Sul, Brasilien (Marina Schonhoff, Maja Kwak, Christin Ott)

In der Zeit unseres Auslandspraktikums wurde uns die Möglichkeit eingeräumt, die Rolle der Pflegenden im brasilianischen Gesundheitssystem in verschiedenen Einrichtungen, kennen zu lernen. Durch Einsätze im Krankenhaus, Gesundheitszentrum, Notfallaufnahme und weiteren Einrichtungen sowie der Arbeit in den ärmlichen Familien, wurden die unterschiedlichen Handlungsbereiche der Pflegenden deutlich. Allgemein besitzt Brasilien eine andere Struktur des Gesundheitswesens, bei der 88% keine Versicherung haben und deren Gesundheitsversorgung über den Staat finanziert wird. Lediglich 12% haben eine private Gesundheitsversicherung. Folglich kommen lange Wartezeiten für gesundheitliche Probleme in jeglicher Form zu Stande.
Wird nun das Berufsfeld der Pflege in den Vergleich mit Deutschland gesetzt, lässt sich sagen, dass die Pflege ein hohes Ansehen in Brasilien genießt. Ein Grund dafür, stellt die Akademisierung der Pflegekräfte dar, weil für den Beruf der Pflege ein vierjähriges Studium absolviert werden muss. Zusätzlich gibt es zwei jährig ausgebildete technische Pflegekräfte. Weiterhin lässt sich ein Unterschied der Aufgabenbereiche der Pflege in Deutschland und Brasilien feststellen. Dabei spielt die Organisation im Bereich des Patienten, sowie des Teams eine wichtige Rolle. Des Weiteren übernimmt die Pflegekraft eine Schlüsselfunktion in der familienorientierten Arbeit, in der die Ganzheitlichkeit der gesamten Familie berücksichtigt wird.
Abschließend lässt sich sagen, dass wir es als eine tolle Erfahrung empfunden haben ein uns unbekanntes Gesundheitssystem kennen zu lernen, sowie Teil dessen gewesen zu sein.

Zypern: Gesundheitsentwicklung auf Eis gelegt? Limassol, Zypern (Sebastian Winter)

Ich habe mein 3 monatiges Auslandsemester auf der Mittelmeerinsel Zypern absolviert.
Auf dieser wirklich wunderschönen Insel zu arbeiten/leben hat sehr viel Spaß gemacht.

In den ersten Wochen arbeitete ich in einer Art Ambulanz im Limassol old Hospital auf der Kinder und Erwachsene immunisiert werden. Wie der Name old Hospital schon sagt, ist das Hospital im Vergleich zu deutschen Krankenhäusern auf einem gewissen technischen Stand stehen geblieben. Während sich deutsche Krankenhäuser immer weiter entwickeln, wird hier z.B. noch ohne Computer gearbeitet. So war es für mich interessant zu sehen, wie ein Hospital mit solch signifikanten Unterschieden zu Deutschland funktioniert.
Auf Station, wurde ich gut in das sehr freundliche und hilfsbereite Team integriert und konnte, trotz sprachlicher Barrieren (keine griechisch Kenntnisse), immer kommunizieren.
Des Weiteren hatte ich sehr interessante Einsätze als „School Nurse“ (Pflegekraft an öffentlichen Schulen), in der Ambulanten Pflege und auf der Geburtshilfe.
Während des Auslandssemesters war ich in einem gut ausgestatteten und preiswerten Hostel untergebracht und teilte dieses mit anderen Erasmus Studenten aus ganz Europa. So konnte ich viele neue Kontakte knüpfen und das Leben als „Erasmus Student“ bei sonnigen 28 Grad, nicht nur auf Arbeit, sondern auch am Strand genießen. Insgesamt kann ich das Projekt Auslandssemester jedem empfehlen!

Finnland die Superlative der Gesundheitspflege! Ilmajoki &Kuopio, Finnland (Marie-Theres Bäumker, Daniel Büter, Vicky Egerer)

Schon in den ersten sechs Semestern haben wir, besonders in den Lehrveranstaltungen an der Hochschule Osnabrück, viel über das Berufsfeld der Pflege in Finnland und den dortigen Arbeitsbedingungen gehört. Im sechsten Semester konnten wir diese positiven Erzählungen über die Qualität der Pflege und das Ansehen des Berufs im Rahmen unseres zwölf-wöchigen Auslandseinsatzes selbst erfahren. Bereits bei der Vermittlung eines Praktikums durch die Hochschule Osnabrück fiel auf, dass die Pflegeausbildung und die Einsatzplanung nicht über Fachschulen, wie hierzulande üblich, sondern durch Hochschulen vermittelt werden.
Aus dem Bachelor-Kurs des Bildungszentrums St. Hildegard haben insgesamt vier Studierende die Reise ins Land der tausend Seen unternommen. Uns wurden jeweils unterschiedliche Einblicke in das Gesundheitssystem ermöglicht. Insgesamt blieben uns drei wesentliche Fakten über die Pflege in Erinnerung. Dazu gehört besonders der gute Personalschlüssel auf den Pflegestationen und die Vielfalt der Qualifizierungsmöglichkeiten für das Pflegepersonal, wodurch eine selbstständige und autonome Tätigkeit in speziellen Gesundheitszentren ermöglicht werden kann. Durch diese speziellen fachlichen Qualifizierungen der „Terveyhoitaja“ (fin. Gesundheitsschwester) stellt Finnland auch in entlegenen Gebieten eine gute und kompetente Versorgung bereit und wirkt dem Ärztemangel in den ländlichen Gebieten so entgegen. Abschließend können wir sagen, dass wir durch diese Möglichkeit des Auslandseinsatzes viel an Erfahrungen dazugewonnen haben und das Berufsbild Pflege unter anderen Rahmenbedingungen, wie sie zur Zeit in Deutschland herrschen, kennenlernen durften.

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