Osnabrück/Georgsmarienhütte. Im Marienhospital Osnabrück (MHO) und im Franziskus-Hospital Harderberg (FHH) der Niels-Stensen-Kliniken haben sich die Zahlen der jungen Menschen, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) oder Freiwilligen sozialen Jahres in den Pflegeberuf hereinschnuppern, fast verdreifacht.
Die Zunahme geht auf Initiativen der stellvertretenden Pflegedirektoren Heiner Hehemann und Maik Wißkirchen zurück, um das frühzeitige Interesse am Pflegeberuf im Rahmen eines Freiwilligendienstes zu wecken und zu fördern. Susann Wiswe, Pflegerische Klinikleitung am MHO und Maik Wißkirchen aus dem FHH begleiten die Freiwilligendienstler. Sie freuen sich über die große Resonanz, kennen ihre Interessen und Beweggründe. „Wir legen Wert darauf, den jungen Menschen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und zur Orientierung zu geben“, sagen sie.
„Viele interessieren sich für den OP.“ Das sei sehr angesagt und manchmal sicherlich auch durch die bekannten TV-Serien beeinflusst. Sie verdeutlichen den jungen Menschen aber, dass die Häuser über den OP-Bereich hinaus eine große Vielfalt interessanter Pflegetätigkeiten anbieten.
„Es ist wichtig, dass die Freiwilligendienstler herausfinden, wo sie hinpassen und sich aufgehoben fühlen“, so Susann Wiswe. „Dazu ermöglichen wir ihnen Einblicke in unterschiedliche Bereiche“, erläutert Maik Wißkirchen. Beide Krankenhäuser bieten Freiwilligendienstler-Treffen und Einzelgespräche an. Die jungen Menschen bekunden dann oft, dass sie gerade die persönliche Entwicklung als einen großen Erfolg des Freiwilligendienstes werten.
Für die Patienten sind die Freiwilligendienstler ein Glücksfall, denn sie sind oft nicht ganz so stark in die Abläufe eingebunden wie die examinierten Pflegenden und haben dann mehr Zeit für Gespräche. Darüber hinaus übernehmen sie vielfältige Aufgaben und unterstützen die hauptamtlichen Kräfte zum Beispiel beim Waschen der Patienten oder bei der Überprüfung von Vitalfunktionen wie dem Blutdruckmessen. Im Franziskus-Hospital finden die Einsätze der Freiwilligendienste auf den allgemeinen Pflegestationen und im Patientenbegleitdienst statt. „Um den jungen Menschen einen vielfältigen Einblick in den Krankenhausalltag und den Pflegeberuf zu vermitteln bieten wir den Freiwilligen auch einen Abteilungswechsel während des sozialen Jahres an“, so Maik Wißkirchen.
Diese Möglichkeit nahm Hanna Scholle (19) zum Anlass, ihre gewonnen Eindrücke für ihre berufliche Orientierung zu nutzen. „Mir hat der Einsatzwechsel zwischen Patientenbegleitdienst und Pflegestation sehr gut getan und ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich einen Pflegeberuf erlernen möchte“, sagt sie.
Xhemal Muhameti (19) besuchte in Albanien das Gymnasium und kam im vergangenen Jahr nach Deutschland, um einen Freiwilligendienst im FHH zu absolvieren. Mit bereits guten Deutschkenntnissen nahm er seinen Dienst im Patientenbegleitdienst auf. „Mit einem klaren Ziel vor Augen bestand mein Alltag in Albanien größtenteils aus Lernen. Ich hatte wenig Kontakt zu anderen Menschen. Hier in Deutschland und im FHH habe ich mich sehr schnell zurecht gefunden, ich konnte meine Sprachkenntnisse weiter verbessern und habe mittlerweile auch privaten Kontakt zu Familien geknüpft, die regelmäßig Urlaub in Albanien machen. Ich nutze den Kontakt zu den Patienten, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, Hilfestellung zu geben und freue mich zu sehen, wie sich meine Hilfe direkt auf deren Genesung auswirkt. Ich erfahre hier viel Dankbarkeit und Anerkennung“, sagt Xhemal, der noch in diesem Jahr mit der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger am Bildungszentrum St. Hildegard der Niels-Stensen-Kliniken beginnen wird.
„Die Entwicklung von Hanna und Xhemal sei exemplarisch dafür, welche Chancen ein Freiwilligendienst im Krankenhaus für junge Menschen bieten kann. Sehr erfreulich sei in diesem Jahr, dass sich ein Großteil der Freiwilligen zum Ziel gesetzt habe, einen pflegerischen Beruf zu erlernen“, resümiert Maik Wißkirchen. „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen von den Patienten“, berichtet Hazel Bayrak (18) aus Bad Essen-Lintorf. „Wir können entspannt an unsere Aufgaben herangehen, da wir keinen so engen Zeitplan haben.“ Hazel hat 2016 ihren Realschulabschluss gemacht und ist dann auf das Gymnasium Bad Essen gewechselt. „Ich habe mich spontan für den Freiwilligendienst beworben und einen Probetag auf der HNO- und Augen-Station absolviert.“
Das sei eine gute Entscheidung gewesen, bekundet sie. Für sie sei dann relativ schnell klar gewesen, dass sie auch später gerne im Krankenhaus arbeiten möchte. Das hätte sie sich zuvor nicht träumen lassen. Es sei toll, Patienten zu begleiten.
Für Jule Meier (19), die ihr Abitur an der Angelaschule gemacht hat, war der Schichtdienst und die zweitweise Wochenendarbeit zunächst eine große Umstellung. Daran hat sie sich aber rasch gewöhnt. „Ich wollte die Arbeit im Krankenhaus kennenlernen, weil ich später gerne Medizin studieren möchte“, sagt sie. Daher interessieren sie die medizinischen Aspekte besonders. Die Ärzte seien sehr offen und erklärten alles umfassend. Ab und zu darf sie auch mit auf die Visiten. „Das alles hier hat mich bestärkt, Medizin zu studieren“, so Jule Meier und hofft auf einen Studienplatz nach dem Freiwilligendienst. Anderenfalls könne sie sich auch eine Ausbildung am MHO vorstellen.
Maximilian Kröger (19) kommt aus Kettenkamp und hat sein Abi am Gymnasium in Bersenbrück absolviert. Für sein Fachabitur brauchte er noch einen praktischen Teil. Und hat sich für den Freiwilligendienst im MHO entschieden. Erfahrungen habe er schon in Krankenhäusern in Ankum und Meppen gesammelt. Sein Plan ist dann anschließend ein Duales Pflege-Studium am Bildungszentrum St. Hildegard der Niels-Stensen-Kliniken.