Kirche wurde zum Übungsraum für die Physiotherapie

CKM - Christliches Klinikum Melle

Einsatz von Dr. Hafer und seinem Team in Tansania war ein großer Erfolg – Unerwarteter Besuch des dortigen Bischofs

Melle/Osnabrück. Der Abschied fiel nicht leicht, als das Team um Dr. Guido Hafer, Leitender Arzt der Fußchirurgie am Christlichen Klinikum Melle (CKM) der Niels-Stensen-Kliniken, nach dem zweiwöchigen Hilfseinsatz in Tansania die Menschen am Krankenhaus Ndolage wieder verlassen musste.  

„Wir brauchen Euch sehr.“ Als diese Worte zur Verabschiedung fielen, hatten alle einen kleinen Kloß im Hals, berichtet Dr. Hafer. Hinter ihm und seinem Team (Susanne Stockey und Dan Pavel von der Physiotherpie im CKM und Tobias Sandkämper aus der Medizintechnik am Marienhospital Osnabrück) lagen zwei sehr arbeitsreiche und emotionale Wochen.  

In der ländlichen Gegend am Viktoriasee lebe die Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen, sagt er: Der nächste Unfallchirurg oder Orthopäde  sei mehr als 400 Kilometer entfernt, Physiotherapie vor Ort gebe es praktisch nicht. Daher sei eine adäquate medizinische Behandlung für viele aus Geldmangel unerreichbar.  

Dementsprechend groß war der Andrang, als die Anwesenheit des Teams aus Deutschland bekannt wurde. „Es sind vor allem die Einzelschicksale, die berühren“, so Susanne Stockey. Wie zum Beispiel der zehnjährige Eddie mit Muskelschwund, der bisher überhaupt keine Therapie hatte. Er sei bei der Behandlung von Dan Pavel regelrecht aufgeblüht. Dem Vater wurden Übungen gezeigt, die er selber mit seinem Sohn durchführen kann. Tobias Sandkämper hatte einen alten Rollstuhl aufgetrieben und diesen wieder flott gemacht. Bei der Übergabe standen dem Vater Tränen in den Augen.  

Überhaupt war der Aufbau der Physiotherapie ein voller Erfolg. Ein Behandlungsraum konnte hergerichtet und zwei einheimische Kräfte angeleitet werden. „Wir hätten nie damit gerechnet, dass so viele Menschen hier Rückenprobleme haben. Dies ist wohl auch auf die Fehlhaltung zurückzuführen, die die Menschen bei der Feldarbeit einnehmen“, erläutert Dan Pavel.  

Und so wurde immer nach der Morgenandacht die Kirche in einen Übungsraum verwandelt und den Menschen wurden dort Übungen zu einem rückenschonenden Verhalten gezeigt.  

Susanne Stockey, die auch in Melle in der Palliativarbeit aktiv ist, fand ihr Pendant in Melchior, einem 58-Jährigen, der die Palliative Care am Ndolage Hospital vertritt. Mit ihm besuchte sie auf dem Motorrad in heftigem Tropenregen schwerkranke Pflegebedürftige in entlegenen Hütten. Sogar ein Rollator konnte auf diese Weise transportiert werden.  

Tobias Sandkämper war mit der Reparatur von Geräten im OP voll ausgelastet. Nichtvorhandene Ersatzteile konnte er in Deutschland nachbestellen und hofft, diese beim nächsten Aufenthalt dann einsetzen zu können. Unter den hiesigen  Bedingungen seien gute alte mechanische Geräte den neuen, mit Elektronik vollgestopften, doch deutlich überlegen, so sein Fazit.  

Ins Krankenhaus geht man nach einem Unfall nur und erst, wenn es blutet, musste Dr. Guido Hafer lernen. Das war die Ursache für die vielen fehlverheilten Brüche und Verletzungen, die er zu Gesicht bekam. Besonders tragisch: Eine veraltete Verrenkung des rechten Ellenbogengelenks bei einer jungen Frau nach Unfall mit einem Pikipiki (Moped). Die Einrenkung frisch nach dem Unfall gelingt immer, manchmal sogar ohne Narkose. Jetzt ist ein aufwendiger Eingriff erforderlich, der in Ndolage nicht durchgeführt werden kann. Der Arm ist weitgehend unbrauchbar.  

Operativ war Dr. Hafer hauptsächlich mit der Behandlung von Patienten mit Knochenentzündungen (Osteomyelitis ) und Abszessen beschäftigt. Der komplizierteste Fall war ein 43-jähriger Mann, der sich vor zwei Monaten einen offenen Unterschenkeltrümmerbruch sowie einen Oberschenkelbruch zugezogen hatte. Das Geld für eine Behandlung in der 400 Kilometer entfernten unfallchirurgischen Klinik hatte der Mann nicht. Die Wunde war mittlerweile völlig verdreckt und mit freiliegenden Knochensplittern vereitert. Zusammen mit einheimischen Kollegen konnte der Bruch gesäubert und mit einem äußeren Festhalter (Fixateur externe ) stabilisiert werden. „Wir haben die weitere Nachbehandlung ausführlich durchgesprochen, die Kollegen haben meinen Whatsapp-Kontakt, so dass sie mich bei Problemen jederzeit benachrichtigen können“, erklärt Dr. Hafer.  

Zum Ende der Zeit kam ungeplant der Bischof der North Western Diözese, Dr. Keshumshahara mit seinem Leitungsgremium zu Besuch, um sich auf Deutsch bei der Gruppe für ihr Engagement zu bedanken. Dabei bat er ausdrücklich um die Fortsetzung derartiger Einsätze. Diesen Dank geben Dr. Hafer und sein Team gerne an die vielen Unterstützer weiter, die durch Sach- oder Geldspenden, sowie durch Mitarbeit im Verein „Hand in Hand mit Nangina“ zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben. Ein Folgebesuch ist im November 2019 geplant.  

Spenden zur Unterstützung sind möglich auf das Konto des Vereins „Hand in Hand mit Nangina“ mit der Nummer DE36 2655 0105 1551 5651 77 BIC NOLA DE22 XXX.

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