„Fußballspielen im Gehen hilft bei Diabetes“, sagt Prof. Dr. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Franziskus-Hospital-Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. Allerdings: „Auf hohe Flanken und Kopfbälle muss verzichtet werden.“ Dann sei das sogenannte Walking Football auch in höherem Alter möglich.
„Da Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Gelenkerkrankungen weiter zunehmen, müssen wir zur langfristigen Verbesserung der Gesundheit nach Wegen suchen, auf denen wir deutlich mehr Menschen erreichen als mit den bisherigen Maßnahmen“, so der Chefarzt: „Fußball hat ein großes Potenzial, Menschen für gesundheitsfördernde Maßnahmen zu gewinnen.“
Aus einer aktuellen Arbeit zu den Auswirkungen von Walking Football, die Müssig gemeinsam mit dem Kollegen Prof. Dr. Henning Adamek aus Leverkusen erstellt hat, geht hervor, dass auch Männer mit Typ-2-Diabetes die Trainingseinheiten regelmäßig wahrnehmen. Und das verspreche für Männer, die als Bewegungsmuffel gelten, ganz neue Behandlungsmöglichkeiten: „Ein regelmäßiges Fußballtraining verbessert nicht nur die für die Entstehung und Progression des Diabetes wichtigen Parameter wie Body-Mass-Index, Fettmassenanteil und Insulinsensitivität, sondern auch die Glukoseeinstellung an sich.“ Auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes könne regelmäßiges Fußballtraining erfolgen, sofern einige physiologische Besonderheiten berücksichtigt würden.
Auch die Faszination, die von professionellen Fußballvereinen ausgeht, kann laut Prof. Dr. Müssig genutzt werden, um Menschen an Bewegungsprogramme heranzuführen: „Für männliche Fußballfans, die übliche Angebote zur Gewichtsreduktion ablehnten, erwies sich ein regelmäßiges Training im clubeigenen Stadion, das Ausdauer- und Kräftigungsübungen umfasste, kombiniert mit Schulungen zu einer ausgewogenen Ernährung als ein attraktives Gewichtsmanagement-Programm.“
Insbesondere Menschen mit Diabetes könnte Walking Football helfen: „Denn es ist nur Gehen erlaubt. Rennen, Flanken über Hüfthöhe und Kopfbälle hingegen sind verboten“, erläutert Müssig. Walking Football stelle insbesondere für ältere, übergewichtige und körperlich inaktive Menschen mit einem erhöhten Risiko für oder mit bereits bestehenden nichtübertragbaren Erkrankungen ein geeignetes Bewegungsprogramm dar.
Der Sport werde als authentische Fußballvariante erlebt und garantiere so eine regelmäßige und dauerhafte Teilnahme an den Trainingseinheiten. Walking Football sei von moderater Intensität und führe zu einer stärkeren Beanspruchung des Herzkreislaufsystems, die jedoch natürlich geringer ausfalle als beim traditionellen Fußballspiel.
Welche langfristigen gesundheitsfördernden Effekte Walking Football hat, gilt es nun weiter zu untersuchen.