Ankum. Wenn Corinna Janßen eine typische Handbewegung machen sollte, dann wäre das das Desinfizieren der Hände. Die Zahl der Desinfektionsmittelspender ist im Marienhospital Ankum Bersenbrück (MHA) der Niels-Stensen-Kliniken in den vergangenen Jahren erhöht worden, der Verbrauch an Händedesinfektionsmittel deutlich gestiegen. Für die Hygienefachkraft ist das eine gute Entwicklung. Das Bewusstsein für Hygiene habe zugenommen, freut sich die 49-jährige, die aus Berge stammt. Sie hat von 1985 – 1988 ihre Ausbildung in der Krankenpflege im evangelischen Krankenhaus Bethesda in Hamburg-Bergedorf gemacht, war dann im Klinikum und im Marienhospital Osnabrück tätig, bevor sie 1994 in das MHA wechselte, wo sie in verschiedenen Fachbereichen im Stationsdienst arbeitete. Als 2011 in Ankum eine Stelle in der Hygiene ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich und arbeitet seitdem im MHA in dieser Funktion. Von 2012 bis 2014 absolvierte sie im Bildungszentrum St. Hildegard der Niels-Stensen-Kliniken eine Weiterbildung zur „Fachkraft für Hygiene in der Pflege“. „Mich haben Infektionslehre und Mikrobiologie immer schon interessiert“, so Corinna Janßen. Im MHA warteten vielfältige Aufgaben auf sie. Denn das Infektionsschutzgesetz verpflichtet nicht nur jedes Haus, eine Hygienefachkraft vor Ort zu haben, sondern macht auch vielfältige Auflagen. „Ich musste im MHA deshalb die Weichen für ein umfassendes Hygienemanagement stellen“, sagt Janßen. Es sei eine große Herausforderung gewesen, die sie aber gerne angenommen habe. Damals sei Hygiene zwar in der Öffentlichkeit auch schon ein Thema gewesen, doch durch die verstärkte Medienberichterstattung in der jüngsten Vergangenheit sei es nun in der Bevölkerung erst richtig angekommen. Auch wenn noch manche Fehlinformationen im Umlauf seien, könne man die gesteigerte Sensibilität als eine gute Entwicklung bezeichnen. Immer noch glaubten viele Menschen, dass man sich zum Beispiel die Besiedlung mit einem MRSA-Keim im Krankenhaus zuziehe, das Gegenteil sei aber der Fall: Die meisten Keime tragen die Betroffenen bereits mit sich, diese werden dann bei der Aufnahme im Screening-Abstrich nachgewiesen. Erfreulich ist aus Sicht von Corinna Janßen auch, dass die Patienten immer aufmerksamer werden und sich beraten lassen. Und die Beratung übernimmt die Hygienefachkraft sehr gerne, nicht nur für Patienten: So wird sie von den Stationen angerufen, wenn zum Beispiel bei Patienten eine MRSA-Besiedlung festgestellt worden ist. Dann geht es darum, wie der Patient im Krankenhaus behandelt und wie die Sanierung zuhause fortgeführt werden soll. Auch Keimsanierungen vor der OP gehören dazu. „Je eingehender MRSA-Patienten und Angehörige sich beraten lassen, desto besser sind oft die Sanierungs-Ergebnisse“, betont Janßen. Zu den ganz praktischen Tipps gehören zum Beispiel Hinweise zur Nutzung von Sanierungsutensilien oder zum Umgang mit Wäsche. Am allerwichtigsten sei aber die regelmäßige Desinfektion der Hände. Dies sei die wirksamste Methode, um sich vor Keimen zu schützen. Der Kampf gegen die Keime ist laut Corinna Janßen aber immer wieder eine Herausforderung, auch wenn es Hygienestandards gebe. Ein Beispiel: Einem dementen Patient mit einer Infektionskrankheit zu erklären, dass er das Isolierzimmer nicht verlassen darf, stellt die Pflegenden vor große Probleme und bedarf viel Einfühlungsvermögen und Kreativität. Janßen arbeitet eng mit den hygienebeauftragten Pflegekräften zusammen, die es auf jeder Station gibt. Mit ihnen und den hygienebeauftragten Ärzten findet ein ständiger Austausch statt. Einen regeren Austausch wünscht sie sich mit den Hausärzten, wenn es um das Thema Keim-Besiedlung geht. „Ich würde mich freuen, wenn mich die Hausärzte bei möglichen Unklarheiten anrufen“. Bei ihrem fordernden Job findet Corinna Janßen einen Ausgleich beim Schwimmen, Yoga und Gärtnern. Und natürlich beim Urlauben: Seit vielen Jahren fährt sie auf ihre Lieblingsinsel Texel zum Campen und Entspannen.
Händehygiene ist oberstes Gebot
MHA - Marienhospital Ankum Bersenbrück