Osnabrück. Vor zehn Jahren wurde die Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie der Niels-Stensen-Kliniken Marienhospital Osnabrück (MHO) gegründet. Das erfolgreiche Bestehen wurde jetzt mit einem Festakt im Museum für Industriekultur und einem wissenschaftlichen Symposium gefeiert. Neurochirurgen aus dem ganzen Bundesgebiet waren zu einem Erfahrungsaustausch in das Bildungszentrum St. Hildegard der Niels-Stensen-Kliniken gekommen. In Fachvorträgen stellten führende Spezialisten verschiedene neue Behandlungsmöglichkeiten und technische Weiterentwicklungen aus dem Bereich der Neurochirurgie vor. Univ.-Prof. Dr. Werner Weber, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin der Universität Bochum, referierte über interventionelle Methoden (also ohne Eröffnung des Kopfes) zur Behandlung von Hirngefäßaneurysmen. „Da es sich häufig um ein interdisziplinäres Verfahren handelt, profitieren beide Seiten von der Zusammenarbeit“, so Weber. Gründe für einen weiteren Einsatz der wissenschaftlich kontrovers diskutierten Methode des Bypasses im Gehirn erläuterte Priv.-Doz. Dr. Gerrit Schubert, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie an der RWTH Aachen. Bei einer korrekten Diagnose sei das Verfahren in sehr speziellen Fällen immer noch die beste Behandlungsmethode, allerdings nur in wenigen ausgewählten Zentren. Univ.-Prof. Dr. Werner Paulus, Direktor des Instituts für Neuropathologie am Universitätsklinikum Münster, stellte die neue WHO-Klassifikation von ZNS-Tumoren vor. Wie bei allen Krankheiten überarbeitet die Weltgesundheitsorganisation auch bei den Hirntumoren regelmäßig ihre Definitionen. „Die WHO setzt bei der Bestimmung von Tumoren jetzt vor allem auf die Genetik“, so Paulus. Diese Ergebnisse haben einen wichtigen Einfluss auf eine immer zielgerichtetere Chemo- und Strahlentherapie. Wie Hirntumore operativ zeitgemäß zu behandeln sind, erklärte Univ.-Prof. Dr. Ulrich Sure, Direktor der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Essen. Technisch habe sich in den letzten Jahren viel getan, sagte Sure. Beispielsweise seien die Mikroskope und die Navigationssysteme besser geworden. Als deutlichen Fortschritt bezeichnete er die Entwicklung von Fluoreszenzverfahren, „bei denen der Chirurg Tumorzellen mit einer speziellen Substanz markieren und so viel genauer operieren kann“. Neben dem Gehirn gehört auch das Thema Wirbelsäule zum Bereich der Neurochirurgie. Prof. Dr. Ulf Liljenqvist, Chefarzt der Orthopädie II des St. Franziskus-Hospitals Münster, berichtete über seine Arbeiten im Bereich der „Sagittal Balance“ der Wirbelsäule. Mittels spezieller Operationsmethoden sei es möglich, viele Fehlstellungen der Wirbelsäule zu korrigieren und den Patienten so wieder „ins Lot“ zu bringen, erläuterte Liljenqvist. Einen Rückblick auf die Geschichte der Neurochirurgie bot zum Abschluss Prof. Dr. Niels Sörensen. Er gehört zu den renommiertesten Neurochirurgen auf dem Gebiet der Kinderneurochirurgie. Sein persönlicher Rückblick als Zeitzeuge von der Vor-CT-Ära bis heute faszinierte das Fachpublikum. Die Klinik hatte auch zu einer Feierstunde in das Museum für Industriekultur eingeladen. Chefarzt Prof. Dr. Christoph Greiner blickte auf zehn erfolgreiche Jahre zurück: „Von den Anfängen bis heute hat sich die Klinik bezüglich ihres Spektrums hervorragend entwickelt. Auch die eingesetzten Technologien haben Universitätsklinikniveau.“ Dies bestätigte auch der ehemalige Ärztliche Direktor des MHO, Dr. Rüdiger Cording, der ebenso wie Prof. Dr. Konrad Sommer, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, und der Geschäftsführer der Niels-Stensen-Kliniken, Werner Lullmann, mit Grußworten zum Geburtstag gratulierte.
Erfolgreiche Entwicklung
NSK-Verbundweit