Haselünne. Dr. Matthias Chwallek ist nach 26 Jahre langer Tätigkeit als Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und als Ärztlicher Direktor am St.-Vinzenz-Hospital Haselünne der Niels-Stensen-Kliniken in den Ruhestand verabschiedet worden. In einem Gottesdienst in der Krankenhauskapelle würdigte Generalvikar Theo Paul das besondere Engagement des Mediziners. Er habe sich für eine Medizin der Zuwendung stark gemacht und sei deren Verkörperung. Die Medizin der Zuwendung entfalte eine heilsame Kraft, die im derzeitigen Gesundheitssystem unterschätzt werde. Ebenso sei ein zunehmender Verlust an Vertrauen zu beklagen. Die Medizin müsse sich daher wieder um mehr Vertrauen bemühen. Ebenso müsse der Hoffnung mehr Raum gegeben werden, wo Hoffnung ausbleibe, setze Aktionismus ein. Theo Paul forderte eine Beziehungsmedizin, die dem Kranken helfen könne, an der eigenen Krankheit nicht zu verzweifeln. Dafür habe Dr. Chwallek sich eingesetzt und Medizingeschichte geschrieben. Beim anschließenden Festakt betonte Werner Schräer, Bürgermeister und Vorsitzender des Krankenhauskuratoriums, dass Dr. Chwallek stets als Mensch unterwegs gewesen sei und den Beruf des Arztes mit ganzem Herzen gelebt habe. Er habe das Krankenhaus über Haselünne hinaus bekannt gemacht. Dr. Sigrid Kraujuttis, Derzernatsleiterin des Landkreises Emsland, lobte Dr. Chwallek als einen hervorragenden Mediziner mit einem offenen Ohr für die Mitarbeiter. Er passe hervorragend ins Emsland und sei eine große Bereicherung gewesen. Er habe erfolgreich dafür gekämpft, die Innere Medizin am Krankenhaus aufrechtzuerhalten. Seine Abteilung trage zu einer wohnortnahen leistungsstarken medizinischen Versorgung bei. Dr. Christoph Schnellen, Vertreter der niedergelassenen Ärzte in Haselünne, dankte Dr. Chwallek für die Kontinuität über ein Vierteljahrhundert. Beachtenswert sei, dass er Vertreter eines Generalistentums sei, wie man es ja heute kaum noch in der Inneren Medizin finde: „Es war eine sehr gute Zusammenarbeit mit Dr. Chwallek, wir konnten uns immer auf sein Urteil verlassen. Die Lücke ist sehr groß, die er hinterlässt.“ Als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung danke Rita Opitz ihrem ehemaligen Chef. Er habe die Innere Medizin und das Krankenhaus „zu dem gemacht, was es heute ist“. Verwaltungsdirektor Walter Borker attestierte Dr. Chwallek, nicht nur das Herz, die Lunge oder den Darm gesehen zu haben, „sondern den ganzen Patienten, besser gesagt, den ganzen Menschen mit seiner Lebensgeschichte, seiner sozialen Einbindung, seinen Ängsten“. Und am Ende der Behandlung habe er den Erfolg mit den Patienten geteilt. „Es gibt wohl kaum in der deutschen Krankenhauslandschaft einen Arzt, der sich mit so viel Empathie und Engagement um seine Patienten kümmert.“ Als Ärztlicher Direktor habe Dr. Chwallek „das Haus nach innen und nach außen wunderbar vertreten“ und sein profundes und tiefes medizinisches Wissen im Laufe der Jahre an mehr als 70 Assistenzärzte sowie angehende Fachärzte weitergegeben. Dr. Chwallek dankte seinen Wegbegleitern und hob Walter Borker hervor, der als Verwaltungsdirektor den Spagat zwischen wirtschaftlicher Weiterentwicklung des Hauses und der Nähe zu Patienten und Mitarbeitern erfolgreich gestaltet habe. Als Chefarzt habe er 36 000 stationäre und 15 000 ambulante Patienten versorgt, rechnete Dr. Chwallek vor und sagte: „Ich werde nicht so sehr die Arbeit vermissen, wohl aber meine Kollegen.“ Seinem Nachfolger Michael Dominiak wünschte Dr. Chwallek alles Gute für seine neue Aufgabe.
Er verkörperte eine Medizin der Zuwendung
SVH - St. Vinzenz Haselünne